Am letzten Sonntag (der 1. Sonntag im November) war ich privat auf dem Friedhof unterwegs, wie so viele andere auch. Es war erstaunlich wie viele Menschen den letzten schönen Herbsttag nutzten um nach den Gräbern ihrer Lieben zu sehen. Die Bäume verloren das letzte Laub, das unaufhörlich zu Boden schwebte.
Ich liebe es, wenn im Herbst das Laub unter den Füßen raschelt, ein ganz besonderer eigener Geruch nach Erde gemischt mit Feuchtigkeit in der Luft liegt und die letzten Blüten tapfer bis zum ersten Frost durchhalten.
Mit Allerheiligen beginnen eine Reihe von Feiertagen, katholisch oder evangelisch, geprägt von einer besonderen Stimmung. Die Gräber zu besuchen ist dabei ein Bedürfnis, das in dieser Zeit besonders zum Tragen kommt.
Der Herbst hat etwas von Abschiedsstimmung obwohl er so farbenfroh ist.
Abschied - bald ist wieder ein Kirchenjahr vorüber, ein Jahr vorüber. Wo ist die Zeit geblieben?
Es ist auch die Zeit, in der wir diejenigen am meisten vermissen, die uns im Leben wichtig warten, die wir geliebt haben.
November. Eine geschäftige Zeit. Die Gräber werden winterfest gemacht, die verblühten Schalen abgeräumt, ein Gesteck schmückt über die triste Zeit den Ort der Erinnerung. Auch Grablichter werden jetzt häufiger entzündet.
Bei einem Rundgang über den Friedhof erinnere ich mich, an meine Familie, diejenigen, die ich nur aus Erzählungen kenne, diejenigen die schon früh verstorben sind und diejenigen mit denen ich viele Jahre meines Lebens geteilt habe.
Und dann besuche ich noch ein paar andere Gräber. Menschen die in meinem Leben wichtig waren. Und bei einem Blick auf den Grabstein und die Aufschrift stelle ich jedes Jahr fest, wie schnell doch die Jahre vergehen. Und dann gibt es noch
diejenigen, die mir etwas bedeutet haben, die ihre Gräber wo ganz anders haben. Auch dorthin führen mich meine
Gedanken. Und dann sind diejenigen wieder ganz nah bei mir.
Traditionell werde ich auf unser Familiengrab erst zum Totensonntag das Gesteck bringen. Und dann werde ich eine Runde über den Friedhof drehen und auch an manchem Grab vorbei kommen das mir besonders am Herzen liegt. Das Laub wird unter meinen Füßen noch rascheln, vielleicht fallen die ersten Schneeflocken. Hier und da werde ich auch stehen bleiben und mich erinnern, an die Trauerrede die ich für einen Verstorbenen geschrieben und gehalten habe.
Und dann beginnt mit dem Advent das neue Kirchenjahr. Eine Zeit ist vorüber, eine neue bricht an.